Facts zu Chlamydien!
Jeden Tag stecken sich laut Weltgesundheitsorganisation weltweit ungefähr eine Million Menschen mit einer sexuell übertragbaren Infektion an. Besonders weit verbreitet sind Chlamydien. Von denen haben die meisten Deutschen allerdings noch nie etwas gehört. In einer Befragung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gab nur jeder Zehnte an, Chlamydien zu kennen.
In Europa sind Chlamydien laut Europäischer Gesundheitsbehörde die häufigste sexuell übertragbare Infektion, kurz STI. Fachleute gehen davon aus, dass das auch in Deutschland so ist. Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht, denn in Deutschland waren Infektionen mit Chlamydien im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern nicht meldepflichtig.
Einzige Ausnahme: das Bundesland Sachsen. Dort allein wurde allerdings ein starker Anstieg verzeichnet, sagt Viviane Bremer, Fachgebietsleiterin für HIV/AIDS und andere sexuell oder durch Blut übertragbare Infektionen am Robert Koch-Institut (RKI).
Jede fünfte Frau zwischen 20 und 24 infiziert
Das RKI hat zudem anonymisierte Labortests ausgewertet, dei eine klare Tendenz: jedes zehnte Mädchen im Alter von 17 Jahren und jede fünfte Frau zwischen 20 und 24 Jahren hat Chlamydien. Deshalb sind natürlich auch Männer betroffen.
Mit Chlamydien infizieren kann sich jeder, der sexuell aktiv ist. Das Risiko steigt bei häufig wechselnden Sexpartnern und ungeschütztem Sex. Chlamydien sind sehr ansteckende Bakterien, die am häufigsten die Schleimhäute von Vagina, Harnröhre, After und Enddarm befallen, aber auch die Augen und den Rachen infizieren können.
Kondome schützen nicht zuverlässig vor Ansteckung
Am häufigsten infiziert man sich durch ungeschützten Vaginal-, Anal- und Oralverkehr. Doch auch Kondome schützen nicht sicher vor einer Ansteckung. Bei richtiger Anwendung senken Kondome das Risiko, sich mit Chlamydien zu anzustecken, nur um bis zu 60 Prozent. Um die Erreger zu übertragen, reicht eine Schmierinfektion.
Schnell erkannt sind Chlamydien in dem meisten Fällen harmlos und mit Antibiotika gut behandelbar. Mögliche Anzeichen für eine Infektion können ungewöhnlicher Ausfluss, Juckreiz, Brennen oder Schmerzen beim Sex oder Toilettengang sein.
Acht von zehn Frauen haben keine Symptome
Gefährlich ist, dass viele Infizierte keine Symptome haben - sie bemerken die Infektion also nicht. Bei Frauen kommt das nach den Daten des RKI in acht von zehn Fällen vor. Bei Männern verläuft gut jede zweite Infektion symptomfrei.
Chlamydien und Fruchtbarkeit / Schwangerschaft
Unbehandelt können Chlamydien dann schwerwiegende Folgen haben, da die bakteriellen Erreger von den befallenen Schleimhäuten aus weiter in den Körper wandern und sich dort zum Beispiel in den Samensträngen oder den Eileitern festsetzen können. Das kann zu Entzündungen und Verklebungen führen und sowohl bei Frauen als auch Männer zu Unfruchtbarkeit führen.
Norbert Brockmeyer, Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft erläutert, dass nach Auswertung von Kinderwunschkliniken, dass jedes zweite ungewollt kinderlose Paar mit Chlamydien infiziert ist.
Auch bei Schwangerschaft können Chlamydien ernste Folgen wie Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburten oder eine Übertragung auf das Neugeborene haben. In der aktuellen Literatur gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang von Chlamydien-Infektionen und Eierstockkrebs.
Fachleute raten zu regelmäßigen Vorsorgetests
Fachleute empfehlen deshalb regelmäßige Vorsorgetests, um Chlamydien frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen. Bis zum 25. Lebensjahr werden die Kosten für ein Chlamydien-Screening bei Hausarzt oder beim Gynäkologen bei Frauen einmal jährlich von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Darüber hinaus zahlen die Kassen auch im Falle einer Schwangerschaft.
Quellen:
https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Chlamydiosen_Teil1.html
https://www.ecdc.europa.eu/en/chlamydia/facts